P A K I S T A N

06.06. - 07.07.1999

Vorwort

Ich zählte mich bisher immer zu den aufgeschlossenen und unvoreingenommenen Menschen in diesem Lande. So ganz frei von Vorurteilen bin ich natürlich auch nicht. So kam es also, daß ich mir sagte, die Möglichkeit mit einer Gruppe nach Pakistan zu fahren, ergibt sich bestimmt nur einmal im Leben, und allein fahre ich dorthin aus Sicherheitsgründen nicht. Im nachhinein schäme ich mich fast für diese Einstellung. Solange man sich an gewisse Gepflogenheiten hält (z.B. tragen langer Kleidung), sehe ich für einen Mann überhaupt keinen Grund, nicht allein durch dieses Land zu reisen. Frauen würde ich dann doch empfehlen, mindestens zu zweit unterwegs zu sein, da die dort lebenden Männer eine eigenartige Ansicht von westlicher Freiheit haben. Es kam zwar gegenüber unserer weiblichen Mitreisenden nie zu zwielichtigen Situationen, in Gesprächen kamen aber solche Ansichten deutlich herüber. Abgesehen davon sind die Menschen dort sehr hilfsbereit und freundlich. Ein hilfloser Blick genügt und jemand kommt, spricht einen an und fragt, ob er helfen könne. Sicherlich ist diese Hilfestellung nicht immer so ganz selbstlos motiviert (zum Teil mit geschäftlichem Hintergrund), es ist aber auch nicht die organisierte Abzocke.
Um einen kleinen Einblick zu haben, was man in diesem Land so alles erleben kann, habe ich mir gedacht, ich stelle einfach mein Reisetagebuch ins Netz. Das Folgende soll also kein Reiseführer sein oder einen solchen ersetzen.
Wer selbst mit dem Gedanken spielt, sich in diese Region zu begeben, kann sich gern per E-Mail mit mir in Verbindung setzen, um weitere Informationen zu erhalten.

Map of Pakistan
Sie können auch auf diese Karte zeigen.

Hier lernten wir nette Menschen kennen oder staunten über die Schönheiten der Natur
 

Islamabad Skardu Das Bergdorf Khapalu den 8125m hohen Nanga Parbat
den Rakaposhi Chinesische Grenze am Kunjerub Pass Gilgit den Shandur Pass
Chitral Kalash valleys den Lawari Pass Dir
Peshawar Rawalpindi


Anreise 06.06.

Mit dem Zug fuhr ich zum Flughafen Frankfurt/Main. Dort ging es gut los mit 2 h Verspätung des Fluges.
Von dort flog ich über Dubai nach Islamabad. Hier traf ich meine Reisegefährten. Jetzt waren wir eine Gruppe von einer Frau und 6 Männern.
Ich fuhr mit meinem Reiserad, welches mit guten 20 kg Gepäck beladen war; die tschechischen Mitradler nutzten Mountainbikes, die zum Teil gefedert waren.

1. Tag 07.06.

Nach einer guten Landung gaben wir unser Gepäck gleich für den Weiterflug nach Skardu auf. Obwohl unsere Tickets auch für diesen Flug galten, hatten wir für unser Gepäck extra zu bezahlen.

Shah Faisal Mosque Damit wir auch wirklich wieder zurück in die Heimat kommen würden, hinterlegten wir unsere Flugtickets für den Rückflug in der Tschechischen Botschaft in Islamabad.
Erster Rundgang durch Islamabad. Eine junge künstliche Stadt ohne historischen Ursprung. Nur Regierungssitz und Diplomatische Vertretungen. Dazu einige Hotels, Restaurants und wenige Shops. Weitläufig mit viel Grün. Nicht zu vergessen die Shah Faisal Mosque.
Mit einem Linienbus fuhren wir nach Rawalpindi, einer älteren, größeren und wesentlich belebtereren Stadt, etwa 20 km südlich von Islamabad.
Zur Besatzung eines Linienbusses zählen der Fahrer, ein Kassierer und ein "Eintreiber". Letzterer ruft ständig das Ziel des Busses aus und stoppt durch einmaliges Klopfen den Bus, wenn er potentielle Mitfahrer ausmacht. Zweimal klopfen heißt "weiter". Frauen sitzen grundsätzlich vorn und für alte Menschen wird ganz selbstverständlich aufgestanden. Zur Not hilft der Kassierer nach. Das ist ein Verhalten, woran wir Deutsche uns mal wieder erinnern sollten.

Rawalpindi ist eine Großstadt mit viel Leben. Auf den Straßen bewegt sich alles - vom Fußgänger, Obsthändler mit seinem Karren, Fahrräder, kleine und große Busse, Autos und Rinder. Jeder bewegt sich in die von ihm gewünschte Richtung, und kommt ihm einer in die Quere, wird gehupt oder geklingelt. Zur besseren Durchsetzung sind auch viele Fahrräder mit elektronischen Sirenen ausgerüstet.
In dieser Stadt gibt es mehrere Basare, wo man alles kaufen kann. Man muß sich nur erst einmal orientieren und dann handeln.
Es gibt zahlreiche Moscheen, welche immer in sehr gutem Zustand sind. In der Regel sind an den Türmen Lautsprecher angebracht, um zum Gebet rufen zu können.

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2. Tag 08.06.

Zum Glück gab es im Hotelzimmer einen Deckenlüfter. Bei den Temperaturen von 40°C half nur noch Luftbewegung, um dem Körper die Möglichkeit zur Kühlung zu geben.
Früh ging es dann zu Fuß zum Flughafen. Dort kam die Mitteilung: "flight canceled". Die nächste Möglichkeit gab es 24 h später. Um den Tag nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, fuhren wir mit dem Bus nach Taxila. Dort gibt es ein Museum über Buddhistische Vergangenheit.
Bis zum 11 Jh. herrschte in der Region des heutigen Pakistan der Buddhismus. Dieser wurde allmählich durch den Islam verdrängt. Im Museumsgebäude sind diverse Funde von Buddhafiguren und sonstigen Gegenständen der damaligen Zeit zu besichtigen. Im Umkreis von mehreren km befinden sich freigelegte Reste von mehreren Dörfern. Beim Gang über diese Felder tauchten einige Pakistani auf und wollten angeblich originale Funde aus "green stone", "white stone" und Bronzefiguren für 2000 US$ verkaufen.
In einem Dorf saßen viele Männer vor einer "Kneipe". Dort stand ein Fernsehgerät mit einer Übertragung vom Kricket wold cup. Zu trinken gab es Wasser oder Tee. Wir gesellten uns für eine halbe Stunde dazu. Uns wurde sofort Platz gemacht, damit auch wir sitzen konnten.
Da nicht deutlich war, wo eine Bushaltestelle zu finden war, fragten wir einen Polizisten. Dieser stoppte gleich einige PKW, mit denen wir mitfahren sollten. Wir bevorzugten aber die offiziellen Busse. Da diese voll besetzt waren, hingen wir wie die Einheimischen außen an den kleinen Fahrzeugen. Interessantes feeling.
Temperaturen bei 42°C im Schatten. Nachts Besuch durch Moskitos, also nicht so toll.

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3. Tag 09.06.

4:30 Uhr aufgestanden, 32°C Lufttemperatur, Flug nach Skardu im Kaschmir.
Während des Fluges durften wir ins Cockpit. Der Pilot erklärte uns die Aussicht. Durch die klare Sicht konnten wir den K2 (8611 m), den Gasherbrum 2 (8034 m) und den Gasherbrum 1 (8068 m) von weitem bewundern. Wir flogen in 8000 m Höhe zwischen den Bergen hindurch. Zum Teil hatte ich den Eindruck, die Berge wären höher, als wir fliegen. Da Skardu in einem Talkessel liegt, müssen Flugzeuge erst eine 8 drehen, um entsprechend an Höhe zu verlieren und landen zu können. Skardu liegt in 2290 m.

Leider waren unsere Fahrräder nicht mitgekommen. Sie sollten mit dem nächsten Flugzeug nachgeschickt werden.
Nachdem die Unterkunft klar war, ging es mit einem Jeep zum Satpara Lake (2820 m). Der See liegt in einem Talkessel. Hier herrschte endlich einmal angenehme Ruhe. Auf dem Rückweg machten wir es einen kurzen Abstecher zu einer Buddhafigur aus dem 7. Jh.

Abendessen gab es auf dem Basar. Im Public Call Office (PCO) versuchten wir leider vergeblich, in der Heimat anzurufen.

Buddafigur

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4. Tag 10.06.

Kein Flug von Islamabad, ergo keine Fahrräder.
Also fuhren wir mit dem Jeep entlang des Indus und Shoyok über Tampa nach Khapalu. Wir bezahlten für diese 200 km lange Fahrt (hin und zurück) 1400 Rs (Rupien).
Im Dorf haben wir das Raja-House gesucht, aber nicht gefunden. Es war früher Sitz des Königs von Baltistan. Ich startete mit unterschiedlichem Erfolg erste Versuche, Pakistani zu fotografieren.

5. Tag 11.06.

Immer noch keine Fahrräder.
Dafür Jeeptour nach Shigar. Die Miete für den Jeep handelten wir von 1500 Rs auf 600 Rs herunter.
Wanderung auf einen Berg mit Blick ins Tal vom Shigar. Weiterhin konnten wir einen alten Königspalast besichtigen, ein Zweiter blieb uns versperrt. Dafür haben wir uns eine Hängebrücke über den Shigar näher angesehen.
Beim Abendbrot in einem Restaurant lief wieder Fernsehen mit Kricket und zwischendurch Werbung. Dabei wurden solche verbotenen Dinge wie leichtbekleidete Damen und Alkohol gezeigt. Das paßt in meinen Augen nicht so richtig mit der Staatsreligion des Islam zusammen.
Abends klaren Sternenhimmel bewundert, kein Flackern und Nebenlicht stört auch kaum.

6. Tag 12.06.

Flugzeug aus Islamabad angekündigt. Also ging es um 8:00 Uhr mit einem Jeep zum Flughafen. Dort war erst einmal Warten angesagt und die Spannung stieg. Nach zwei Stunden Verspätung erschien endlich das Flugzeug am Himmel, drehte seine 8 und landete. Tatsächlich waren unsere Fahrräder dabei. Der Parkplatz vor dem Flughafengebäude hatte sich inzwischen geleert. Wir konnten uns also breit machen und unsere Fahrräder montieren. Um 13:00 Uhr war es endlich soweit, Fahrräder o.k., Gepäck angebunden und wir umgezogen. So ging es entlang des Indus in Richtung Karakoram Highway (KKH). Es tauchten die ersten Kilometersteine mit arabischer Beschriftung der Ortsnamen und den uns besser bekannten arabischen Ziffern auf.

Indus-River Der Indus führt graues Gletscherwasser. Wenige Kilometer hinter Skardu verengt er sich, fließt wie durch ein Tor, drängt sich dann zwischen den Felsen durch und hat eine schmale Schlucht geschaffen. Dort entstehen viele Strudel und eine Art stehender Wellen entgegen der Fließrichtung (horizontale Walzen).
In einem Dorf gab es Mittagessen und selbst entkeimtes Wasser. (Für Mitteleuropäer ist der Genuß des Leitungswassers oder des Wassers aus Bächen nicht zu empfehlen. Also kauften wir, wo es möglich war, Trinkwasser. Wo es keines gab, wurde Wasser aus Bächen mittels chemischer Keule entkeimt.)
Die Dorfbewohner nutzten die Zeit, um unsere Räder intensiv zu betrachten.
Übernachtung in Towar, etwas abgelegen der Hauptstraße. Der Weg zur Unterkunft ging "etwas" bergauf und führte durch schmale Gassen zwischen den Höfen hindurch. Zum Lunch ging es dann zu Fuß. Es gab Chapatti (sehr dünnes Fladenbrot) und Dal (gekochte Linsen).

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7. Tag 13.06.

Weiter fuhren wir entlang des Indus. Unterwegs führte eine Brücke über den Indus nach Mendi, der Hauptstadt des alten Königreiches von Rondu.
Zum Glück ging es mehr bergab als bergauf, denn bei 35°C war jede Steigung sehr schweißtreibend. Die Straße war gut zu befahren. Meist Asphalt mit nur kurzen Unterbrechungen durch Schotterstraße.
Mittagspause war kurz vor Sassi. Ich konnte die Herstellung von Chapattis beobachten. Ein Kloß von Teig wird mittels Holzstab breitgerollt, anschließend zwischen den Händen hin und her geworfen, auf ein Kissen gelegt und im Ofen an die Seitenwand geklebt. Der kesselförmige Backraum des Ofens wird von außen beheizt. Die fertigen Chapatti werden meist auf einer Bastschale serviert. Dazu gibt es in einer kleinen Metallschale Dal oder gulaschartige Fleischgerichte. Die Linsen oder das Fleisch wird mit den in Stücke gerissenen Chapatti gegessen, also ohne Besteck. Hier kurz die Zubereitung:

Chapatti formen

Chapatti in den Ofen bringen

Chapatti im Ofen

Chapatti fertig

ausrollen und durch hin und her werfen formen

auf ein Kissen legen und in den Ofen stecken

im Ofen an die Seitenwände kleben und ca. 10 min backen lassen

mit Metallstangen aus dem Ofen holen und in Bastschalen servieren

Im weiteren erreichten wir den Zusammenfluß von Indus und Hunza-River, überquerten letzteren und fuhren weiter entlang des Indus bis Jaglot, einem Militärstützpunkt. Dort übernachteten wir in einem sehr einfachen Hotel. Es gab nur ein Waschbecken in der "Gaststube" und einen Wasserhahn in unserem Toilettenraum als Waschmöglichkeit. Das Essen war sehr umfangreich, aber offensichtlich nicht ganz in Ordnung, denn in der darauffolgenden Nacht jagten wir uns gegenseitig von der Toilette.

8. Tag 14.06.

Auf der weiteren Fahrt flußabwärts entlang des Indus hatten wir den ersten Blick auf den Nanga Parbat (8125 m). Wir radelten bis zur Raikhot Bridge, die über den Indus führt. Auf diesem Weg hielten ungefragt zwei LKW-Fahrer und stellten sich zum Foto auf.
Hinter der Raikhot Bridge zweigt ein Weg nach Tato ab. Dieser Schotterweg ist 14 km lang und überbrückt dabei einen Höhenunterschied von 1,4 km. Wir gaben unser Gepäck in einen Jeep, der vorausfuhr. Bei Lufttemperaturen von 45°C machten wir uns auf den Weg. Allerdings war nach 100 m auch der letzte abgestiegen und schob. Ich hätte nie geglaubt, daß das Schieben eines unbeladenen Fahrrades so anstrengend sein kann. Nach nahezu 6 h kamen wir ziemlich erschöpft in Tato (2600 m) an. Unsere Unterkunft bestand aus einer Art Gartenlaube. Ein Holzgebäude mit einem großen Raum und einer kleinen Veranda. Daneben stand ein langer Tisch mit Holzbänken. Da es relativ zeitig dunkel wurde, gab es das Abendbrot bei Licht von einer Gaslaterne. "Waschraum" und "Dusche" unter freiem Himmel war ein Bach, der etwa 50 m entfernt von unserer Unterkunft den Weg kreuzte. Toilette war der angrenzende Wald. Das alles paßte so richtig in die Romantik, die von den uns umgebenden Bergen ausging. Herrlich!

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9. Tag 15.06.

Um 5:00 Uhr und bei 8°C brachen wir zu einer Wanderung in Richtung Märchenwiese oder auch Fairy Meadows (3200 m) auf. Dort waren wir relativ früh, so daß wir uns nach einigen Fotos auf den Weg zum ehemaligen Base Camp früherer Gipfelstürmer machten. Dabei fiel unser Blick immer wieder auf den Gipfel des Nanga Parbat.
Auch konnten wir den Raikhot Glacier von oben betrachten. Auf dem weiteren Weg erreichten wir eine Höhe von 4070 m, wo etwa 15°C herrschten. Aus Zeitgründen kehrten wir hier um, wurden aber noch Zeuge einer Lawine.
Gegen 15:00 Uhr waren wir wieder in Tato, verluden unser Gepäck in einen Jeep, und dann ging es mit den Rädern 14 km down hill. Da einer unserer Gruppe für die Abfahrt zu erschöpft war, fuhren er und mein Fahrrad mit dem Gepäcktransporter und ich auf einem gefederten Mountenbike herunter. Unten im Indus-Tal hatte uns die Hitze mit 40°C wieder im Griff.
Nanga Parbat

Übernachtung war in einem Hotel direkt an der Raikhot Bridge. Dieses Hotel kann ich aber nicht empfehlen (kein Licht und Räume sehr dreckig). Wegen der hohen Temperaturen und der nicht funktionierenden Lüfter schliefen wir draußen. Der Sternenhimmel war zwar wunderschön, aber die Ameisen und Moskitos hinderten uns am ruhigen Schlaf.

10. Tag 16.06.

Mangels anderer Möglichkeiten charterten wir einen Kleinbus für den Weg auf dem KKH bis Sost. Die Räder wurden auf das Dach gebunden, und das Gepäck kam auf die letzte Sitzbank. Unterwegs gab es Fotohalts am Rakaposhi (7788 m) und am Fort Altit mit den Ultar (7388 m) und Lady Finger im Hintergrund. Zwei leicht beschädigte Brücken wurden etwas abenteuerlich passiert.
Nach Ankunft in Sost gegen 16:00 Uhr und der Fahrradmontage gab es eine kleine Stärkung, und es ging wieder in den Sattel. Noch 32 km in Richtung Khunjerab Paß. Diese Strecke war wohl mit einigen Furten und Steinschlag die gefährlichste. Unterwegs sind wir von drei Bauarbeitern, die dort den KKH mit schwerer Technik befahrbar zu halten haben, zu einer Tasse sehr gutem Tee eingeladen worden.
Im Khunjerab Nationalpark gibt es eine Schutzhütte, wo einige Männer wohnen, die uns einen Raum für die Übernachtung zur Verfügung stellten. Hier war Selbstverpflegung angesagt, da es außer einem Brunnen nichts gab.

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11. Tag 17.06.


Um 6:00 Uhr ging es ohne Gepäck auf zum Khunjerab Paß. Anfangshöhe in etwa 3333 m und das Ziel lag in 4733 m. Der Weg war ganz gut, bis auf einige Abschnitte mit Schotter und einen zu durchquerenden Rest eines Gletschers.
Auch einige Tiere waren zu sehen.
Die Steigung hielt sich in Grenzen. Da die Strecke aber recht hoch lag, wurde die Luft oder besser der Sauerstoff schon knapp.
Weg durch Gletscherzunge
chinesisch - pakistanische Grenze

Um 11:11 Uhr war ich oben an der Chinesischen Grenze. 200 m vor dem Grenzstein befindet sich eine Schranke und ein einsamer Posten, der nur Besitzer eines Chinesischen Visums durchläßt. Wir durften ohne unsere Fahrräder mal kurz bis zum Grenzstein laufen und dort einige Fotos schießen.

     Inschrift des Grenzsteines:

THE OPENING CEREMONY OF THE KUNJERAB PASS TO TRAFIC WAS PERFORMED BY 
MAJOR GENERAL RDT JAMAL DAR 
MINISTER FOR KASHMIR AFFAIRS AND NORTHERN AREAS, GOVERNEMENT OF THE ISLAMIC REPUBLIC PAKISTAN AND 
MR ISMAIL EHMED
CHAIRMAN OF THE POEPLES GOVERNEMENT OF THE XINJIANG UIGHUR AUTONOMOUS REGION OF THE people REPUBLIC OF CHINA
ON AUGUST 27. 1962

Die Eröffnungsfeier des Kunjerab Paß für den Verkehr wurde durchgeführt von 

MAJOR GENERAL RDT JAMAL DAR 
Minister für Kashmir Angelegenheiten und nördliche Regionen, Regierung der islamischen Republik Pakistan und 

MR ISMAIL EHMED 
Vorsitzender der Regierung der autonomen Region Xinjiang Uighur der Republik China.
27. August 1962

Mit dem Wind war es wie immer, wenn man auf dem Rad sitzt. Auf dem Weg nach oben kam er von vorn und drehte pünktlich um 12:00 Uhr, so das wir auch auf dem Rückweg den Wind von vorn hatten.
An der Schutzhütte luden wir unser Gepäck wieder auf, und es ging weiter bis Sost. Ab hier fuhren wir bis Gilgit entlang des Hunza Rivers.
Übernachtung in Sost im Mountain refuge. Dort gab es eine in der Einrichtung fast europäische Gaststätte und eine warme Dusche.

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12. Tag 18.06.

Auf dem KKH weiter in Richtung Süden. Nach etwa 10 km bogen wir in Morkhun links ab und wollten unsere Räder auf einem Bauernhof abstellen. Dort waren nur zwei Frauen und einige Kinder anwesend. Wir sollten unbedingt unsere Fahrräder ins Schlafzimmer stellen, damit sie auch wirklich sicher untergebracht wären.
Von dort wanderten wir über 2 h entlang des Gebirgsbaches Boiber Nala auf einem Trampelpfad und überquerten Brücken, die aus zwei parallel liegenden Holzbalken und darauf gelegten flachen Steinen bestanden. Das war der einzige Weg nach Abgarch und Boiber. Die Gebäude aus geschichteten Steinen beherbergten Mensch und Tier. Stall und Wohnraum lagen direkt nebeneinander. Auch eine kleine Moschee gab es dort.
Auf der weiteren Fahrt bis nach Passu ging es vorbei am Batura Glacier.
Übernachtung im Passu Inn.
 

13. Tag 19.06.

 

Morgendliche Wanderung zum Labbas-Lake und Passu-Glacier. Der zurückgezogene Gletscher und seine Endmoräne haben diesen See gebildet.
Auf der weiteren Fahrt nutzten wir eine kurze Pause in Hussaini zu einem kurzem Abstecher zu Fuß zum Borit-Lake. An dessen Ufer sind viele skurril geformte Steine zu sehen. 
Im Ort befinden sich terassenförmige Felder. Von Hussaini führt eine Hängebrücke über den Hunza-River. Sie besteht aus gespannten Stahlseilen und aus 313 eingefädelten Brettern oder Ästen. Wir schätzten die Breite des Flusses an dieser Stelle auf etwa 200 m. Ein Einheimischer zeigte uns, wie man diese Brücke auch freihändig passieren kann.
ein Stein

In Gulmit gibt es einen alten Palast zu sehen. Kurz vor Ganesh befinden sich direkt neben dem KKH die "Sacred Rocks". Auf diesen mehrere Meter hohen Felsblöcken sind Felszeichnungen aus dem 1. Jahrhundert zu sehen.
Übernachtung in Karakoram Highway Inn.
Die ersten technischen Probleme mit unseren Fahrrädern tauchten auf. So waren jetzt größere Schäden an meinem Low Rider sichtbar, und Irenas Hinterradfelge war an einer Flanke gebrochen. Zur provisorischen Reparatur wurde ein ca. 4 mm dicker Stahldraht zwischen Mantel und Felge eingelegt. Das hielt bis Islamabad.

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14. Tag 20.06.

Vormittäglicher Stadtrundgang. Ein ehemaliger Palast ist jetzt Hotel gehobener Klasse und das Fort Baltit beherbergt ein Museum, allerdings mit gepfefferten Eintrittspreisen. Die ersten Mitglieder unserer Gruppe gingen auf Souvenirjagt.
Mir fiel gegenüber dem Hotel eine Werkstatt auf. Dort wollte ich meinen Low Rider schweißen lassen. Zuerst mußte ich auf Strom warten, und dann war der Schweißer wohl nicht solch empfindliches Material (CrMo) gewohnt. Es ging zwar irgendwie, sah aber nicht sehr vertrauenserweckend aus.
Unterwegs in Richtung Gilgit erstanden wir von einigen Kindern Halbedelsteine. Um eine bessere Perspektive auf den Rakaposhi zu haben, zweigten wir vom KKH nach Minapen ab. Allerdings war uns der Wettergott nicht wohl gesonnen und schickte Regen. Dafür entdeckten wir eine andere Art von Vogelscheuchen. Ein Teddybär, an einer Holzleiste befestigt, ragte aus einem Baum herraus.
Am Rakaposhi View Point gab es auch nur Nebel zu sehen. Der Weg führte entlang einiger steiler Felswände. Wir erreichten bei Einbruch der Dunkelheit Jaglot Guar. Das dortige Hotel wollte uns offenbar nicht. Wir fanden aber einige Meter weiter eine Unterkunft, die aus einem Raum von etwa 3,5 m im Quadrat und einer Toilette bestand. Die Stromversorgung in diesem Dorf erfolgte über ein Dieselaggregat, welches um 22 Uhr abgeschaltet wurde. Dann gab es nur noch Gaslaternen zur Beleuchtung.

15. Tag 21.06.

Vormittags ging es schnell nach Gilgit. Dort kamen wir im Madina Hotel und Guesthouse unter. Die Mittagspause nutzten wir zur Reinigung unserer Bekleidung. Das Hotel war sehr angenehm, etwas versteckt und doch zentral gelegen und auf solche Leute wie wir eingestellt.
Ab 16 Uhr erkundeten wir die Stadt und den Basar. Für umgerechnet -,80 DM ließ ich mir den Bart stutzen und die Haare schneiden. Ein vor dem Friseurladen sitzender Schuster reparierte inzwischen diverse Taschen und Schuhe, wobei nur mit Ale genäht und Sohlen angenagelt wurden.
Einige Fotos vom Treiben auf dem Basar.

Gewürzhändler

edele Stoffe

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16. Tag 22.06.

Ich wollte einige Postkarten im Central Post Office aufgeben. Das Kaufen der Briefmarken war kein Problem, die Postkarten dann loszuwerden, war schwieriger. Durch einen Hintereingang gelangte ich in einige Räume, wo die Sortierung der Post von Hand auf Häufchen auf dem Fußboden erfolgte. Ich drückte meine Karten einem Beamten in die Hände, war aber nicht davon überzeugt, daß diese Karten jemals ihr Ziel erreichen würden. Alles nur Vorurteile, die Karten sind alle ohne Verzögerung angekommen.
Nachmittrags fuhr ich noch zu einer 7 km entfernten Buddha-Figur.

17. Tag 23.06.

Jetzt verließen wir den KKH und wendeten uns in Richtung Westen entlang des Gilgit- und später des Ghizar-River. Mit einem Linienbus fuhren wir bis 10 km vor Ghakuck. Ab hier wurde der Weg bedeutend schlechter. Fast nur noch Schotterstraße. Auf diesen Wegen war es schwer, Steigungen mit dem Fahrad fahrend zu bewältigen. Unterwegs sahen wir Bauern bei der Feldarbeit. Sie pflügten mit Ochse und Holzpflug.
Um 20 Uhr erreichten wir in der Dämmerung Gupis. Kurz vor dem Ziel fielen die ersten Teile meines Low Riders ab. Unterkunft gab es im Kakakheu Hotel ohne Waschmöglichkeit, dafür aber mit beißendem Getier.

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18. Tag 24.06.

Wir hatten uns 60 km vorgenommen. Der Weg war, gelinde ausgedrückt, schlecht. Fast wie auf dem Weg nach Tato, aber keine so gleichmäßig steile Steigung. Es ging oft kurz sehr steil hoch und wieder runter, wobei hoch überwogen hat, denn unser Ziel lag höher als der Ausgangspunkt. Es war also streckenweise wieder einmal schieben angesagt. Diesmal aber mit vollem Gepäck. Nach 39 km gegen 16 Uhr in Pingal will keiner mehr weiter.

neugierige Kinder Uns wurde gesagt, in diesem Ort gäbe es ein Resthouse, und wir fanden es auch. Allerdings behauptete dort ein älterer Mann, dieses Gebäude sei kein Resthouse und hier gäbe es auch keine andere Unterkunft. Die Aussicht, noch 20 km weiter zum nächsten Hotel zu müssen, stimmte uns nicht gerade froh. Wir zogen also mit hängenden Köpfen weiter.
Nach wenigen hundert Metern bot uns ein Bauer an, bei ihm schlafen zu können. Wir bekamen einen Raum, vor dem sich ein kleiner Hof befand, der wiederum durch eine Mauer begrenzt war. Durch diesen Hof floß ein kleiner Bach, so das wir sozusagen fließendes Wasser hatten. Wir packten unsere Tütensuppen aus und bereiteten unser Abendbrot. Dabei wurden wir von unserem Gastgeber und einer auf einer Mauer sitzenden Schar von Kindern beobachtet.

19. Tag 25.06.

Wir starteten früh, um vor der großen Hitze weit zu kommen. Bis um 11 Uhr erreichten wir das Lake Hotel, unser eigentliches Ziel vom Vortage.
Dort aßen wir Kartoffelsuppe und Chapattis und tranken viel viel Tee. Dann schliefen wir etwa 2 h, um einigermaßen erholt weiter fahren und schieben zu können. Der Weg wurde nicht besser, und ich muß zugeben, ich hatte schon einige Probleme, mich noch zu motivieren. Wie gern hätte ich in einem Jeep gesessen. Die schönen Ausblicke entschädigten dann doch für die Anstrengungen.
In dieser abgelegenen Gegend wurde es schwer, Leute zu treffen, welche etwas englisch sprechen. Während einer kleinen Pause kamen wir aber mit einem Lehrer einer Dorfschukle ins Gespräch.
Wir übernachteten im Barstet Hotel in Goizar. In diesem Ort scheinen nicht so oft Touristen aufzutauchen und zu übernachten, denn es kamen viele Kinder, die einfach nur schauten. Ein junger Mann fing für uns einige Fische, die wir uns braten ließen. Das brachte mal wieder etwas Abwechslung auf den Tisch.

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20. Tag 26.06.

Für heute war der Sturm auf den Shandur Paß angesagt. Mir war bei den uns bevorstehenden Höhenmetern nicht so wohl, aber es wurde eine recht schöne Tour. Wir sahen Bergwiesen mit saftigem Grün und Rindern. Der Aufstieg verlieft terrassenförmig - große Wiese, kurzer steiler Anstieg, große Wiese usw. Auf dem Paß befanden sich wieder eine herrliche Wiese und ein See, umgeben von Bergen. Dieser Platz lud zum zelten ein. Wir genossen es, eine Stunde an diesem Ort der Ruhe zu verweilen.
Von dort ging es 10 km steil über schlechte Wege bergab. Ich hatte einige Probleme, heil unten anzukommen, da teilweise meine Räder blockierten und auf dem losen Schotter weiterholperten. So ähnlich muß das Gefühl beim Rodeo sein.
Wir aßen im Shandur Hotel in Harachin Rührei und Chapatti. Es folgten weitere 22 km holpriger Weg, der mich total durchschüttelte. In Mastuj übernachteten wir privat. Dort bekamen wir Maulbeeren zu essen.

21. Tag 27.06.

Jetzt noch 32 km entlang des Mastuj River auf Gravel-Road. Zum Teil herrschten in diesem Tal 51°C. In Burin war Mittagspause, und ich trank in 2 h fast 3 l.
Von hier fuhren wir auf Asphalt weiter bis Maroi. Unterwegs ging es oft um die 200 m hoch und wieder runter.
Wir schliefen neben dem Shandur Hotel open air. Bis 3 Uhr lag ich, nur mit einer Turnhose bekleidet, ohne jegliche Bedeckung. Erst dann hatte es sich soweit abgekühlt, daß ich meinen Schlafsack benötigte.

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22. Tag 28.06.

Paratti (ähnlich Chapatti, aber in Öl gebraten) zum Frühstück und dann auf nach Chitral. Dort bezogen wir das Dreamland Hotel. Seit langem mal wieder eine Dusche. Allerdings gab es im Hotel nur zeitweise Wasser.

Mittag haben wir in einem Restaurant gegessen. Dort gab es statt Tischen auf dem Boden liegende lange schmale Decken auf denen serviert wurde. Man saß auf beinen Seiten dieser Bahnen.
Dort wurde ich von einem Afghanen angesprochen. Zuerst wollte er mich zum Islam bekehren und davon überzeugen, ihm in sein Land zu folgen. Er wollte wissen, wie das Leben in Deutschland sei. Später zeigte er sich sehr überrascht, daß Irena den gleichen schweren Weg mit dem Fahrrad zurückgelegt hatte wie die Männer der Gruppe. Die Frage, ob ich auch mit ihr geschlafen hätte, machte mich dann wiederum sprachlos. Offensichtlich hatte er eine sehr schräge Vorstellung von westlicher Freiheit.
Nachmittags war wieder einmal schlendern über den Basar angesagt. Ich legte mir endlich landestypische Kleidung, einen "Shalwar Kameez" für 150 Rs zu.
Unter anderem sahen wir auch einen Fahrradladen.
essen im Restaurant

Auf der Polizeistation holten wir uns eine Genehmigung für die "Kalash Valleys". Da wir sagten, nur für einen Tag auf der Durchreise reinschauen zu wollen, durften wir ohne Guide fahren. Wir änderten später einfach die Genehmigung auf drei Tage.

23. Tag 29.06.

Kalash people Wir fuhren zu den Kalash people. Bis Ayun ging es auf Asphalt, dann folgte wieder Gravel-Road mit kurzen, heftigen Anstiegen. Es war also wieder einmal schieben angesagt. Obwohl bis zu 45°C herrschten, war dieser Weg nicht ganz so anstrengend. Gegen 11:30 Uhr erreichten wir Guru und bezogen das Mehren Hotel. Dort gab es nur eine Toilette für alle Gäste und das Personal. Neben dem Hotel schien der einzige Wasserhahn in der näheren Umgebung zu sein.
Nachmittags wanderten wir bis Blin. Dieses Dorf liegt an einem Berghang, der so steil ist, daß man, wenn man aus einem Haus kommt, auf dem Dach des davorliegenden Hauses steht. Die Dächer der Häuser sind also begehbar.
Diese Menschen leben vorwiegend von der Landwirtschaft. Es besteht ein ausgedehntes Bewässerungssystem. Gepflügt wird aber noch mit Ochsen. Das Eggen erfolgt durch Ziehen eines großen Bündels von Ästen und Zweigen von Männerhand.

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24. Tag 30.06.

Gegen 4 Uhr wurde ich durch Wackeln und Quietschen munter. Ursache dafür war ein Erdbeben. Bevor ich mich entscheiden konnte, das Gebäude zu verlassen, war alles vorbei.
Nach dem verspäteten Frühstück fuhren wir, gemeinsam mit einem Guide, in bzw. auf einem Jeep ins Nachbartal nach Krakal. Unterwegs erlebten wir Straßenbau per Handarbeit.
Nach einem längeren Fußmarsch sahen wir uns eine Gottesstätte "Malosch" an. Diese besteht aus einem Karre von etwa 10 x 5 m, welches von einem Holzzaun umgeben ist. In einer Ecke befinden sich aus der Wand ragende und aus Holz geschnitzte Tierköpfe, die Pferdeköpfen ähneln. Sie sollen Boten zu den Göttern der Kalash people darstellen (etwa wie Engel). Kalash people haben viele Götter, vielleicht zu vergleichen mit den Griechen. Unter den Tierkopfdarstellungen befindet sich ein Opferstein. Zwei mal jährlich findet hier eine große Zeremonie statt, bei der Tiere geopfert werden. Das Blut ist für die Götter und das Fleisch wird gegessen. Allerdings dürfen dieser Zeremonie nur Männer beiwohnen. Außerdem können Männer auch zu jedem beliebigen anderen Zeitpunkt Opfer bringen.
Wieder im Dorf angekommen, konnten wir ein kleines Fest beobachten. Dabei tanzten einige Frauen und Mädchen Gruppentänze und sangen.
Der Rückweg ging über den Paß Gumbak An (3060 m). Unser Guide lief zwar zügig, hatte aber keine Verpflegung mit sich. Wir gaben ihm Wasser und Müsliriegel. Nach 1,5 h waren wir locker oben. Unser Giude konnte nicht verstehen, daß wir noch einen in der Nähe liegenden Gipfel besteigen wollten.
Der Abstieg vom Paß zu unserem Hotel war dann sehr beschwerlich. 2,5 h nur steil bergab. Wir gingen zum Teil durch sehr schmale Täler mit 50 m Breite und 200 m Höhe (geschätzt), in denen sehr große Felsbrocken (mehrere Meter Durchmesser) herumlagen. Diese waren von den Felswänden herabgestürzt.
Abends probierten wir Kalashwein. Aufgrund der Staatsreligion gibt es in ganz Pakistan offiziell keinen Alkohol zu kaufen. Die Region der Kalash Valleys bildet meines Wissens die einzige Ausnahme. Allerdings war dieser Wein meiner Meinung nach ungenießbar. Er war im Aussehen naturtrüb, rotbraun und schmeckte aher wie Essig. Der Korken der Flasche bestand wahrscheinlich aus einem getrockneten Maiskolben. Unser Gastwirt lobte diesen Wein aber in den höchsten Tönen.

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25. Tag 01.07.

Wir trafen einen Lehrer, der uns durch das Dorf führte. Dadurch erfuhren wir sehr viel über die Kultur dieses Volkes.
Der Friedhof war nach unseren Maßstäben sehr ungepflegt. Wenn ein Kalash people stirbt, wird zwei Tage gefeiert. Dann wird der Tote von den Männern des Dorfes begraben. Frauen dürfen beim Begräbnis nicht dabei sein, sondern nur von weitem zusehen. Damit ist das Leben des Verstorbenen abgeschlossen. Die Gräber werden nicht gepflegt und auch nicht von den Angehörigen besucht. Auch gibt es in der Religion der Kalash people kein Leben nach dem Tod, wie etwa das Paradies / die Hölle oder eine Reinkarnation.
Jedes Dorf besitzt ein Menstruationshaus. Dorthin gehen die Frauen für eine Woche während ihrer Regel oder für einen Monat vor und nach der Geburt eines Kindes.
Kalash people heiraten ungefähr mit 16 bis 20 Jahren, leben monogam und jede Familie hat durchschnittlich fünf Kinder.
Nach dem Mittag im Kalash Resthouse fuhren wir wieder zur Hauptstraße und von dort weiter über Drosh und Mirkhani (Abzweig nach Afghanistan) in Richtung Lawari Paß. Abends fanden wir keine Unterkunft und standen plötzlich im dunkeln. Da der Himmel bedeckt war und wir uns in einem Tal befanden, war es ab etwa 20:45 Uhr zu gefährlich, weiter zu fahren. Wir wollten auf dem Dach eines leeren Gebäudes übernachten. Nach etwa 1 h kam Polizei und sagte, wir dürften aus Sicherheitsgründen dort nicht schlafen und sollten noch 4 km weiter zum nächsten Hotel. Wegen der Dunkelheit schoben wir und wurden von zwei Polizisten eskortiert. Nach ca. 1 h Fußmarsch auf zum Teil steilen Wegen kamen wir am Hotel Savana an. Es war gleichzeitig Polizeistation. Dort wären wir sicher und wir durften unsere Schlafsäcke auf einem Holzgestell vor dem Gebäude ausbreiten. Der Schlaf übermannte uns dann schnell.

26. Tag 02.07.

Als Frühstück gab es Kekse und Müsli. Dann wollten wir auf zum Lawari Paß (3118 m). Schon nach einem km nahm ich unfreiwillig ein Bad in einem Bergbach. Dabei wurden meine Fahrradhose naß und fing bald an, am Gesäß zu scheuern. Zum Glück hatte ich eine zweite Hose im Gepäck. Also beschloß ich, die Hose zu wechseln. Nachdem ich die Ersatzhose aus der Tasche hervorgekramt hatte, tauchten einige Pakistani auf. Diese waren wie alle neugierig und blieben also stehen, um zu sehen, was ich wohl mache. Wenn ich nicht einfach vor den Augen dieser Leute meine nasse Hose heruntergelassen hätte, ständen wir wohl heute noch dort. Mit frischer Hose ging es dann 13 km Gravel-Road auf Serpentinen aufwärts. Der Weg war zwar anstrengend, aber mit meinem Rad noch gut zu bewältigen. Ich fuhr also hoch und mußte nicht schieben.
Oben bekam der Magen auch wieder etwas zu tun. Wir hatten auf dem Weg Käse gekauft. Es war eine Art Frischkäse in Fladenform, der sehr gut schmeckte.
Auf dem Paß stand ein Stein mit einer Höhenangabe von 10500 Fuß. Wenn gilt: 1 Fuß = 12" und 1" = 25,4 mm, dann ergibt das eine Höhe von 3200,4 m. In der Karte steht aber 3118 m. So ernst darf man solche Angaben wohl nicht nehmen.
Abwärts ging es wieder 20 km Gravel-Road, die aber noch erträglich waren. Gegen 16:00 Uhr erreichten wir Dir. Einige hatten zwar die Idee, noch weiter zu fahren, aber die Erschöpfung von anderen ließ uns hier die Radtour beenden.

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27. Tag 03.07.

Nach einem kleinen Frühstück wurden mal wieder die Räder auf das Dach eines Kleinbusses gebunden. Startschwierigkeiten, welche auf schlechten Kontakt an der Batterie zurückzuführen waren, wurden mit einem Nagel, der zwischen Batteriepol und Polschuh geschlagen wurden, behoben.
Auf dem Weg nach Peshawar gab es schöne Ausblicke auf Terrassenfelder.
Fahrer und Beifahrer hatten in Peshawar einige Probleme, unser Hotel zu finden. Sie wollten uns einfach am Stadtrand absetzen. Mittels Polizei überzeugten wir sie, weiter zu fahren. Dann hielten sie am nächsten Hotel in der von uns der gesuchten Straße, welches im lonely planet unter top end aufgeführt war. Unter Mithilfe mehrerer Einheimischer fanden wir unser Ziel, das Hotel "Tourist Inn". Bis dort hin gab es allerdings noch einige heftige Dikusionen mit den Fahrern.
Abends unternehmen wir einen kurzen Stadtrundgang. Ich hatte dabei ein Waffengeschäft gesehen, traute mich dann aber allein doch nicht herrein, auch wenn die Neugierde groß war..
Wir zogen es vor, im Hof des Hotels zu schlafen, da es im Schlafraum zu warm war. Der Steinfußboden des Hofes war allerdings auch aufgeheizt, so daß die Isomatte eher vor Wärme denn vor Kälte schützen mußte. Außerdem war es über Nacht bewölkt, es gab also keine Abkühlung.

28. Tag 04.07.

Mit Anbruch des Tages wurden erst die Fliegen munter, und diese weckten wiederum uns, indem sie in Scharen über unbedeckte Körperteile und dabei insbesondere im Gesicht herumliefen. Abhilfe brachte nur die Bedeckung aller Körperteile, was wiederum zu warm war.
Das Frühstück kauften wir beim Bäcker nebenan. Dann ging es mit zwei Motorrikschas in die Old City zum Basar. Ich kaufte bei dieser Gelegenheit Tee: Schwarztee aus Brasilien und chinesischen Grüntee.
Bald "fand" sich ein "Stadtführer", der uns über den Basar geleitete. Anschließend führte er uns in eine Moschee, welche 500 Jahre alt sein sollte. Wir durften auch fotografieren, wobei uns einige Gläubige erstaunt ansahen. Ziel unseres Stadtführers war dann der Schmuckladen eines Verwandten von ihm. Nachdem wir geflüchtet waren, ging es über den Platz "Chowk Yadgaar" zum Balahisaa Fort. Das ist eine alte Festung, welche aber heute immer noch militärisch genutzt wird. Also no picture.
Die Rückfahrt zum Hotel erfolgte mit 6 Personen in einer Motorrikscha. Eng - aber lustig.
Als Mittagessen kaufte ich mir etwas Süßkram, welcher mein Leben für die nächsten zwei Wochen deutlich veränderte. Wenige Minuten nach dem Verzehr fing mein Magen an zu rebellieren.
In einem Souvenirladen kaufte ich einen steinernen Kerzenständer. Mich interessierte auch ein Schachspiel (Figuren und Brett aus Stein). Es gab zwei Ausführungen. Die in normaler Größe kostete450 Rs und eine etwas größere 900 Rs. Mich hielt nur das Transportproblem vom Kauf ab.

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29. Tag 05.07.

Wie am Vortage pünktlich durch Fliegen geweckt. Mein Magen hatte sich etwas beruhigt.
07:30 Uhr ging es zum Bahnhof, Fotos waren erlaubt.
Für freaks: unsere Lok: dieselelektrisch, 6 Achsen, alle angetrieben in zwei wuchtigen Drehgestellen. Bremszylinder außen liegend, Radreifenbremse. Führerstand sehr übersichtlich.
Wir fuhren in Economic Class. Ledersitze, Holzlehne, Kopfstütze aus Leder, zweite Etage ohne Kopfstütze. Je Seitengang zwei Lüfter. Schiebefenster nach oben zu öffnen (wie ein Fallbeil). Die Fenster sind vergittert. Bei einem technisch bedingten Halt strömen alle raus, um zu schauen..
In Rawalpindi übernachteten wir wieder im "Rawalpindi Popular Inn".
 

30. Tag 06.07.

Bummel über den Basar. Hier ist man sehr auf Touristen eingestellt. Ein Security-Mann am General Post Office (GPO) wollte, daß ich ihn fotografiere.
Nachmittags fuhren wir mit dem Rad nach Islamabad zur Tschechischen Botschaft, um unsere Flugtickets abzuholen. Mitarbeiter der Botschaft hatten für uns die reconfirmation erledigt. Nach langer Unterhaltung ging es im Dunkeln zurück. Die chaotischen Verkehrsverhältnisse machten ja sogar Spaß, aber ganz ohne Licht am Fahrrad war mir nicht so wohl. Da wir so aber keine Ausnahme bildeten, kamen wir ohne Probleme zurück zum Hotel.

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31. Tag 07.07.

Morgens gab es etwas Regen, und gleich waren die Straßen überschwemmt. Dann starteten wir zum letzten Rundgang über den Basar, um das restliche Geld los zu werden.
Gegen 20:00 Uhr fuhren wir vom Hotel in Richtung Flughafen ab. Ich wollte dort meine restlichen Rupien zurücktauschen, was aber offiziell nicht mehr möglich war. Ein Bankangestellter tauschte mit mir schwarz.
Gepäck um- und eingepackt, Fahrrad »flugtüchtig« gemacht, gewartet, eingecheckt, Nachzahlung wegen Übergepäck von 135,-US$ und ein letztes Stück Gebäck vor dem Flug gegessen. Das hätte ich lieber lassen sollen, denn im Flugzeug ging es mir dann so richtig schlecht.
 

32. Tag 08.07.

Flug über Dubai nach Frankfurt. Allerdings ging es mir so schlecht, daß ich nichts essen konnte. Auch das Angebot von Wein mußte ich abschlagen.
In Frankfurt war Verabschiedung angesagt, denn die tschechischen Freunde flogen weiter nach Prag. Ich sattelte mein Fahrrad, mußte aber feststellen, daß ich vorn einen Plattfuß hatte. Aber erst einmal hatte ich nur den Bahnhof als Ziel. In Zug mußte ich nun, das erste Mal auf dieser Reise, mein Flickzeug zücken. Mit der Bahn ging es dann in Richtung Heimat. Aufgrund der starken "Magenverstimmung" war ich sehr froh, wieder zu Hause zu sein.

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Hiermit bin ich etwa 1000 km durch Pakistan gefahren:
mein Reiserad



 
 
 

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